Zwischen düsterer Theatralik und rockiger Urgewalt: Am 9. Oktober 2024 entpuppte sich die Max‑Schmeling‑Halle als perfekte Bühne für Alice Cooper – ein Abend, der das Genre „Shock Rock“ zelebrierte wie ein Horrorfilm auf Speed.
Die Show startete mit einem dramatischen Auftritt: Alice Cooper schnitt mit einem Schwert auf einer Leinwand eine Zeitung auf – ein Symbolbruch, der sofort signalisiert: Hier wird nicht nur gesungen, hier beginnt ein Makrokosmos aus Panik, Theater und beinah bizarrer Eleganz.
In dieser perfekt choreographierten Welt dominierten kurze Theaterszenen (Fotografinnen, die auf der Bühne gejagt wurden, groteske Figuren oder ein Frankenstein ähnlicher Koloss), die sich mit kompromissloser Musik abwechselten. Das Publikum schaute nicht still zu, aber ließ sich auch nicht vom Schock aus der Ruhe bringen – Szene für Szene wurde angenommen, was da passierte.
Der Bandaufbau war tight. Die Bühne pulsierte vor Bewegung, allen voran Gitarristin Nita Strauss, die mit ihrer Präsenz auffiel, ohne zu übertreiben. Die gesamte Gruppe spielte mit einem Drive, der den Abend weit über Nostalgie hinaus trug – Reife trifft Spielfreude.
Als sich dann das letzte Kapitel ankündigte, brach die Halle endgültig auseinander: Streamer, Luftballons, Konfetti – kombiniert mit einem finalen Show-Moment, der sich anfühlte wie eine wilde Karnevalsorgie im Schatten des Klassikers „School’s Out“.
Kurz gesagt: Dieser Abend war eine Lehrstunde in Inszenierung – musikalisch solide, visuell bewusst überdreht und mit genug Pathos, um auch spätere Generationen zu beeindrucken. Kein billiger Krawall, sondern durchkomponiert bis ins letzte Detail – mit dem untrüglichen Funken, der gute Rock-Performance erst zur Show macht.